Vom gejagten Jäger zur geschützten Seltenheit – Hilfe für die Wildkatze
Vom gejagten Jäger zur geschützten Seltenheit – Hilfe für die Wildkatze
Wachsamer Blick, cremefarbenes Fell, buschiger Schwanz. Nur wenige Menschen haben das Glück, diesen scheuen Räuber mit eigenen Augen zu sehen. Und dennoch ist sie da – die Wildkatze. Sie versteckt sich in Sträuchern und Hecken, hinter umgestürzten Bäumen und sogar in unbenutzten Hochsitzen, macht im Schutze der Nacht entlang von Bachufern, unter Büschen und auf Wiesen Jagd auf Mäuse und zieht in der Geborgenheit von Fels- oder Baumhöhlen, Reisighaufen oder verlassenen Gebäuden ihre Jungen auf.
Doch der heimliche Star unserer Wälder ist in Gefahr! Einst streiften Wildkatzen zuhauf in den Wäldern Europas umher – und das seit etwa 400.000 Jahren[1]! Doch dann schrumpfte ihr Bestand dramatisch. Die Menschen begannen, sie zu jagen und aktiv auszurotten, obwohl von dem scheuen Wildtier keinerlei Gefahr für uns oder andere große Säugetiere ausgeht. Anfang des 20. Jahrhunderts war sie beinahe komplett ausgerottet! Auch wenn in den darauffolgenden Jahrzehnten die aktive Jagd beendet wurde, blieb das Leben der Wildkatze nach wie vor voller Gefahren: dichte Bebauung, vielbefahrene Straßen und fehlende Unterschlumpfmöglichkeiten durch intensive Bewirtschaftung der Natur machen den scheuen Waldbewohner zu „einer der seltensten heimischen Säugetierarten“[2], die auf der roten Liste in Deutschland als „gefährdet“ eingestuft wird.
Aber es gibt Hoffnung! Deutschland bietet als wesentlicher Teil ihres Verbreitungsgebietes etwa 1.500 – 5.000 Tieren[3] ein zu Hause. Auch in Rheinland-Pfalz, u.a. in der Eifel und im Hunsrück leben Wildkatzen. Unsere eigene Heimat ist somit zugleich einer der wichtigsten Lebensräume einer so seltenen und wichtigen Art! Doch können wir ihre und unsere Ansprüche an die heimischen Wälder unter einen Hut bringen?
Zahlreiche Naturschutzmaßnahmen beweisen, dass dies sehr gut möglich ist. Wir können der Wildkatze helfen, und wir tun es auch. Schon einfache Maßnahmen wie das Liegenlassen von schutzgebenden umgestürzten Bäumen und anderem Totholz, Förderung von Brachflächen, einzelnstehenden Bäumen, Büschen oder Gewässern oder Schaffung von künstlichen Unterschlüpfen als „Ersatzquartiere“[4] wie z.B. alte Holzschuppen oder dauerhaften Holzpolter.
Auch wir helfen mit! Im Forstrevier Klausen wurde kurzerhand die Initiative ergriffen: die bei der Entfernung umgestürzter Bäume an den Ufern der Lieser und Salm angefallenen Wurzel- und Restholzbestände bekommen nun als Verstecke, Wohn- und Kinderstube für Wildkatzen ein zweites Leben. In einem großen sowie mehreren kleinen Haufen bereichern sie nun unseren Wald und tragen so zur Aufwertung des natürlichen Lebensraumes der Wildkatze, gleichzeitig aber auch zur Förderung der Artenvielfalt bei – denn wo sich dieses versteckt lebende, äußerst sensible Wesen gerne aufhält, fühlen sich auch zahlreiche andere Arten wohl.
Der Schutz der Wildkatze ist folglich ein elementarer und wichtiger Bestandteil der hiesigen Forstwirtschaft. Vielleicht entdecken Sie bei Ihrem nächsten Waldspaziergang ja den ein oder anderen potentiellen Wildkatzenunterschlupf am Wegesrand – schauen Sie nur genau hin!
Text: Laura Weinert
Bildquelle: Landesforsten.RLP.de / Lamour/Hansen.
[1] Von Ruschkowski, K., Auf Spurensuche, in: Geolino extra Nr. 95 Unser Wald, Hamburg 2022
[2] Knapp, J., Herrmann, M., Trinzen, M., ARTENSCHUTZPROJEKT WILDKATZE (Felis silvestris silvestris SCHREBER. 17n) IN RHEINLAND-PFALZ, Schlussbericht Teil 1, Landau, 2000
[3] Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz (Hrsg.), Wildkatzen
in Rheinland-Pfalz, 1.Auflage, Mainz, 2002