Lebensgrundlage Waldboden
Vielleicht ist dir bei einem Waldspaziergang schon mal aufgefallen, wie unterschiedlich der Waldboden aussehen oder sich anfühlen kann. Im Wald spielt der Boden eine große Rolle. Er hat mehrere Funktionen und kann ganz unterschiedlich zusammengesetzt sein.
Als „Boden“ bezeichnet man die verwitterte Schicht über dem Ausgangsgestein. Der Boden setzt sich dabei zur Hälfte aus verschiedenen festen Bestandteilen (Gestein, Humus, Bodenlebewesen) und zur Hälfte aus Wasser und Luft zusammen, die Verteilung variiert je nach Bodenart. Wasser und Luft sind sehr wichtig für das Pflanzenwachstum und befinden sich im sogenannten Porenraum. Wird der Porenraum verdichtet, weil zum Beispiel eine schwere Maschine über den Waldboden fährt, erschwert das den Pflanzen zu wachsen. Darum sind Rückegassen immer schnurgerade, damit so wenig Boden wie möglich befahren wird. Wie schnell sich Boden bildet hängt von Wasser, Temperatur und Wind ab. Um einen Zentimeter Boden zu bilden, benötigt die Natur jedoch mindestens 100 Jahre.
Aufgrund Ihrer unterschiedlichen Zusammensetzung werden die Bodenarten Sand, Schluff, Lehm und Ton unterschieden. Möchte man eine Fläche bepflanzen, sollte die Baumart immer dem vorhandenen Boden angepasst werden. Sandböden besitzen so große Korngrößen, dass man die Sandkörner mit bloßem Auge sehen kann. Die Bodenstruktur bietet dadurch viel Luft und kann von Baumwurzeln leicht erschlossen werden, allerdings versickert das Wasser sehr schnell und ist daher nur kurzzeitig für die Bäume verfügbar. Zudem werden durch die schnelle Versickerung viele Nährstoffe mit ausgewaschen, es empfehlen sich also anspruchslose Baumarten wie beispielsweise die Kiefer. Schluff hingegen speichert aufgrund seiner geringeren Korngröße das Wasser und Nährstoffe gut. Viele Baumarten, unter anderem auch Edellaubhölzer (Esche, Bergahorn etc.) fühlen sich dort sehr wohl. Ton allerdings können nur wenige Baumarten wie die Eiche gut durchwurzeln, da der Boden aufgrund der hohen Dichte schlecht durchlüftet ist. Gemische aus Sand, Schluff und Ton nennt man Lehme. Je nach Zusammensetzung spricht man von sandigen Lehmen bis hin zu lehmigen Tonen. Lehme können positive Eigenschaften der drei Bodenarten besitzen.
Abhängig davon, ob Laub- oder Nadelbäume eine Fläche besiedeln, entstehen unterschiedliche Humusformen. Unter Laubbäumen ist überwiegend Mull zu finden, das heißt aufgrund einer hohen biologischen Aktivität (zum Beispiel durch Regenwürmer) wird die Laubauflage sehr schnell, meist innerhalb eines Jahres, zersetzt. Auf den schwach sauren Böden in Nadelholzbeständen ist die biologische Aktivität und damit die Streuzersetzung gehemmt. Die dadurch in Schichten gelagerten Pflanzenreste sind über einen längeren Zeitraum gut zu erkennen. Diese Humusform nennt man Moder. Bei starker Hemmung der Streuzersetzung (meist auf sauren Böden), durch welche große Humusauflagen entstehen, spricht man von Rohhumus.
Durch die Laub- und/oder Nadelstreu düngt der Wald sich gewissermaßen selbst. Während des Wachstums werden dem Boden Nährstoffe entzogen. Durch die Streu- und Totholzzersetzung gewinnt der Boden diese wieder zurück. Deshalb sollte bei der Holzernte unter anderem darauf geachtet werden, dass zum Beispiel Kronenteile im Bestand zurückbleiben. Dadurch wird ein langfristig fruchtbarer Boden garantiert. Außerdem wird auch ein Teil des Kohlenstoffs, welches sich in den abgestorbenen Pflanzenteilen befindet, wieder vom Boden aufgenommen.
Der Boden bietet zudem winzigen Bodenlebewesen wie Regenwürmern, Gliederfüßlern, Asseln, Pilzen und Bakterien eine Heimat. Diese sind unerlässlich für die Zersetzung der organischen Auflage und leisten durch das Durchwühlen des Bodens einen wichtigen Beitrag für den Wasser-, Luft- und Nährstoffhaushalt.
Eine der wichtigsten Funktionen des Waldbodens ist das Speichern von Wasser. Das gespeicherte Wasser wird durch die Bodenstruktur von Schadstoffen wie Schwermetallen oder auch Luftschadstoffen befreit und als sauberes Trinkwasser langsam an das Grundwasser abgegeben. 70% des bundesweit gewonnenen Trinkwassers stammt aus unseren Wäldern, der Wald ist damit unser größter Süßwasserspeicher und sollte unbedingt beschützt werden! Menschen ohne Wasser sind schließlich keine Menschen mehr.
Der Waldboden ist in mehrerlei Hinsicht gefährdet. Zum einen gehen täglich mehrere Hektar Boden verloren, wenn wir beispielsweise Straßen oder Häuser bauen. Das Regenwasser fließt dann in die Kanalisation ab, wodurch die Grundwasserspende geringer wird. Ein weiteres Problem stellt der zunehmend geringer werdende pH-Wert der Böden dar, da, wie ihr bereits wisst, die biologische Aktivität mit Versauerung des Bodens abnimmt. Diese Versauerung ist unter anderem auf die durch den Menschen verursachte Luftverschmutzung zurückzuführen. Auch der erhöhte Stickstoffeintrag durch die Landwirtschaft verändert die chemischen Bodenverhältnisse. Pilze können darauf mit geringerer Aktivität antworten, was den Nährstoffhaushalt und damit verbunden die Vitalität der Bäume beeinträchtigen kann.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Wichtigkeit des Waldbodens, ob als Lebensraum, Nährstoff- oder Wasserspeicher, nicht unterschätzt werden darf. Ohne Boden wäre kein Leben möglich, deshalb sollte man diesen schützen, zumal die Natur sehr lange braucht, um wenige Zentimeter dieses fruchtbaren Gutes zu bilden. Auch durch die Auswahl standortgerechter Baumarten und das Belassen von Totholz und Kronenteilen im Bestand wird langfristig ein guter Boden erzielt.
Quellen:
Der Forstwirt (6., völlig neu bearbeitete Auflage), Ulmer Verlag, Kapitel „Natürliche Grundlagen“ 1.1.3 Boden
https://www.sdw.de/waldwissen/waldboden/index.html
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/waldboden-und-baumarten
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/waldboden-endliches-gut
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/der-waldboden-lebt
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/bodenkundliche-schluesselgroessen
Artikel von Leonie, FÖJlerin