Holzernteverfahren
Wir sind nun mitten in der Zeit der Holzernte. Aus Gründen des Naturschutzes, wie zum Beispiel wegen der Brutzeit von Vögeln, ist gemäß dem Landesnaturschutzgesetz §24: Nestschutz die Holzernte zwischen März und Juli eines Jahres verboten, wenn die Vögel in der Brutzeit dabei gestört würden.. Im Winter geht es dann aber richtig los. Je nach Baumart, Alter des Bestandes und den örtlichen Gegebenheiten (z.B.: Hanglage) gibt es verschiedene Möglichkeiten das Holz zu ernten. Jede Entscheidung die wir bezüglich des Waldes treffen hat Auswirkungen auf den Wald der Zukunft, deshalb sollte man die Holzernteverfahren in jedem Bestand neu sorgfältig bedenken.
In den vergangenen Jahren haben sich die technischen Möglichkeiten zur Holzernte extrem weiterentwickelt. Eine Möglichkeit besteht weiterhin darin, das Holz motormanuell zu ernten, das heißt die Forstwirte fällen den Baum mit der Motorsäge. Anschließend wird dieser entastet, gegeben falls in Sortimente gesägt und gerückt. Diese Variante bietet den Vorteil, dass keine hohe Bodenbelastung durch schwere Maschinen entsteht und sehr genau gearbeitet werden kann. Daher werden vor allem Stark- und Wertholz motormanuell geerntet. Jedoch ist dieses Holzernteverfahren meist zeitaufwendig und kostenintensiv. Zudem ist die Gefahr trotz guter Ausbildung und Schutzausrüstung sehr hoch. Jedes Jahr liegen Forst- und Waldarbeiten in der Unfallstatistik der tödlich endenden Unfälle auf Platz 1. 2019 sind 36 Menschen in diesem Sektor bei der Arbeit ums Leben gekommen.
Mit dem Einsatz von mechanisierten Holzernteverfahren kann das Unfallrisiko etwas verringert werden, jedoch wird der Waldboden durch das Befahren der schweren Forstmaschinen sehr belastet. Die Feinerschließung (Rückegassen) ist entscheidend für die Holzernte, denn bei Verwendung eines Vollernters müssen die Rückegassen technisch bedingt einen Abstand von 20m haben, da der Arm des Harvesters nur 10m in den Bestand greifen kann. Bei einem größeren Abstand der Gassen müsste ein Forstwirt die Bäume fällen, die für die Maschine nicht erreichbar sind. Gegebenenfalls müssten diese dann noch mit einem Seilschlepper herangezogen werden. Man braucht für die mechanisierte Variante außerdem eine Mindestmenge an Holz, das geerntet wird. Die Arbeitszeit ist dafür etwas kürzer und das Ganze etwas kostengünstiger. Das Rücken mit dem Forwarder ist nicht immer möglich, da dieser stark von Bodenveränderungen (Hanglage, rutschiger Boden) beeinträchtigt werden kann.
Es ist oft nicht leicht zu entscheiden, welches Verfahren angewendet werden sollte. Die Entscheidung hängt von folgenden Kriterien ab:
Technische Machbarkeit: ist ein Maschineneinsatz möglich?
Arbeitssicherheit: Gibt es viel Totholz oder andere Gefährdungen der Waldarbeiter, die man durch den Einsatz einer Maschine ausschließen könnte?
Waldbauliche Aspekte: Wie ist der Brusthöhendurchmesser (Stärke der zu fällenden Bäume), welche Baumart herrscht vor, …?
Naturschutz: Welchen Abstand haben die Rückegassen? Ist viel Naturverjüngung vorhanden?
Boden: Ist der Boden durchnässt? -> Wetterverhältnisse beachten! Ist das Gelände uneben oder in (starker) Hanglage?
Holzverwertung: Wird aus dem geernteten Holz Brennholz, Wertholz, FK (faul und krank, Beispiel Käferfichte) o.a.?
Wirtschaftlichkeit: rechnet es sich? Der Einsatz sollte nicht teurer sein als der Erlös des geernteten Holzes.
Diese Kriterien müssen gegeneinander abgewogen werden um das bestmögliche Holzernteverfahren zu ermitteln. Man sollte sich auch über das Restrisiko im Klaren sein.
Quellen:
https://www.waldwissen.net/de/technik-und-planung/forsttechnik-und-holzernte/kalkulationshilfen/holzernteverfahren-richtig-auswaehlen
https://holzernte.kwf-online.de/index.html
https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/w36_aktuelle_holzernteverfahren_am_hang_gesamtheft_gesch.pdf
https://www.stmelf.bayern.de/wald/waldbesitzer_portal/055189/index.php
https://www.sbs.sachsen.de/download/sbs/35_MechanisierteHolzernte.pdf
https://www.forstpraxis.de/weniger-unfaelle-aber-mehr-unfalltote/
Artikel von Leonie (FÖJlerin)